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Vinzenz Höck starker 20. der Turn-WM in Doha.

Oben: Vinzenz Höck an den WM-Ringen 2018. Unten v.l.: Fabio Sereinig, Max Tamegger, Lukas Kranzlmüller, Vinzenz Höck, Severin Kranzlmüller und Matthias Schwab

Österreichs Männerteam ersatzgeschwächt auf Rang 37.

Vinzenz Höck bot wie erwartet die beste Leistung der österreichischen Kunstturner bei der Weltmeisterschaft in Doha/Katar. Der 22-jährige Grazer erreichte an den Ringen mit 14.133 Punkten den 20. Rang. Für den Junioren-Europameister aus 2014 ist dies seine zweitbeste Elite-WM-Platzierung nach der 17. im Vorjahr.

Das Ringe-Spitzenfeld lag überaus eng beisammen. Ein nicht optimal ausgeführtes Krafthalte-Element und ein Nachhüpfen beim Abgang kosteten Höck mehr als jene fünf Zehntelpunkte, die im an diesem Gerät 194-köpfigen WM-Feld für den Einzug in das Finale der besten Acht notwendig gewesen wären.

Ganze vier Konkurrenten erreichten exakt dieselbe Endnote wie Vinzenz Höck, rangierten wegen der besseren Ausführung allerdings vor ihm: „Meine Übung war nicht perfekt, aber sehr gut. Ich habe eine höhere Ausführungsnote erwartet. Jetzt weiß ich, woran ich weiter arbeiten muss.“ Punkto Kürschwierigkeit war Höck bereits die Nr. 7 der WM.

Team mit Durchhänger im zweiten WM-Drittel.

Als Team verfehlte Österreich den ursprünglich angestrebten 24. Rang deutlich. Dieser hätte bei der WM 2019 erneut den Start eines Teams und dadurch eine etwas bessere Ausgangsposition in der Olympia-Qualifikation geschaffen. Doch wegen Verletzungsausfällen konnte Nationaltrainer Petr Koudela in Doha an drei der fünf Team-Positionen nicht die optimale Aufstellung nominieren. Vinzenz Höck (St), Lukas und Severin Kranzlmüller (OÖ), Matthias Schwab (V) und Fabio Sereinig (V) erreichten im WM-Feld aus 78 Nationen schließlich den 37. Rang.

Bei nahezu völliger Abwesenheit von Publikum - die wenigen anwesenden Fans reisten großteils aus dem Ausland zur WM in den Wüstenstaat Katar – hatte Österreich positiv begonnen. Nach dem Auftaktgerät Barren und dem Reck nahm das Quintett noch den 28. Zwischenrang ein. Es folgte ein deutlicher Einbruch am Boden und Pauschenpferd, der bis auf die 41. Position nach zwei Bewerbsdritteln zurück warf. An den Ringen und zum Schluss erneut ambitioniert am Sprung ging es dann wieder um vier Positionen nach oben.

Sportdirektor Leimlehner: „Auf diesem Niveau völlig inakzeptable Fehler.“

Turnsport Austria-Kunstturner-Sportdirektor Fabian Leimlehner erläutert und bewertet den Auftritt seines Teams: „Der Einstieg in den Wettkampf war soweit ganz zufriedenstellend. Wir hatten am Barren und am Reck jeweils drei gute Übungen in der Wertung. Die etwas verpatzte Barren-Übung von Vinzenz und Fabios Sturz beim Reckabgang hatten keinen direkten Einfluss auf das Mannschaftsergebnis. Was natürlich nicht heißt dass diese Fehler toleriert werden dürfen.“

„Am Boden und am Pauschenpferd haben wir leider sehr viele Punkte liegen gelassen“, beschreibt Leimlehner den Fortgang der Ereignisse: „Wenn wir schon nicht die schwierigsten Übungen anbieten, dann dürfen uns bei der Ausführung keine Fehler passieren. Es waren aber zu viele. Das ist auf diesem Niveau völlig inakzeptabel. Natürlich fehlten uns da allerdings auch die Noten unserer besten, leider noch nicht wieder fitten Mehrkämpfer Johannes Mairoser und Alexander Benda.“

„An den Ringen hat sich die Mannschaft wieder gefangen und konnte“, so Leimlehner, „saubere Übungen präsentieren. Auch Vinzenz gelang eine sehr gute Kür, die leider aus mir unverständlichen Gründen von den Kampfrichtern nicht entsprechend benotet wurde. Natürlich fehlt es ihm noch ein wenig an Kleinigkeiten, doch alles in allem bin ich mit Vinzenz‘ Entwicklung weiter sehr zufrieden. Am Schlussgerät Sprung war die Leistung aller soweit okay.“

Die österreichischen WM-Turner in der Detail-Analyse:

Von den sechs nach Doha angereisten Österreichern durften laut Reglement fünf den WM-Wettkampf in Angriff nehmen. Maximilian Tamegger (V) war nach dem Podiumstraining vier Tage zuvor als Ersatzmann festgelegt worden. Pro Gerät traten von den fünf im Team vier an und kamen die drei besten Noten in die Team-Gesamtwertung („System 5-4-3“). Insgesamt bedeutete dies demnach 24 (6x4) österreichische WM-Küren. Diese ergaben unter den insgesamt 260 Turnern Ränge zwischen 20 und 186.

Matthias Schwab war der einzige im Team, der – bei seiner dritten WM, allerdings der ersten nach fünf Jahren Unterbrechung – den vollen Mehrkampf an allen sechs Geräten bestritt: „Bis auf eine verpatzte Doppelsalto-Landung in der ersten Bodenbahn ist mir alles gut gelungen. Ich hatte damit zu kämpfen, dass der ganze Bewerb extrem rasch durchgezogen wurde. Gefühlt war ich ununterbrochen im Einsatz.“ Insgesamt 78 Mehrkampfabsolventen gelang dies noch besser als Schwab.

Vinzenz Höck und Severin Kranzlmüller kamen jeweils fünfmal zum Einsatz, wobei Ringe-Kraftpaket Höck ausgerechnet bei einem ganz einfachen Krafthandstand am Barren unerlaubt nachdrücken musste: „Dieser Fehler ist mir noch nie im Leben passiert, weder in einem Wettkampf noch irgendwann im Training.“ Die weiteren Geräte gelangen Höck sauber: „Die WM 2018 war für mich in Summe eine wichtige Bestätigung und Standortbestimmung für meinen weiteren Weg.“

Severin Kranzlmüller ließ in Doha seinen pechschwarzen Tag von der WM 2017 in Montreal vergessen: „Das war mir wichtig, es war aber natürlich nicht mein Maßstab für heute. Ich habe verletzungsbedingt ein schwieriges Jahr hinter mir, zurzeit Schulterprobleme. Mit Ausnahme eines Problems beim Pauschenpferd-Abgang und einer dort sehr niedrigen Note habe ich heute mein Können abgerufen.“

Severins älterer Bruder Lukas Kranzlmüller freute sich bei seiner fünften WM seit 2010, allerdings der ersten seit 2015 „über ein gelungenes Comeback nach drei Jahren Absenz von der größten internationalen Turnbühne. Alle vier Übungen sind mir fehlerfrei gelungen. Ich bin daher mit meiner Leistung sehr zufrieden.“

Fabio Sereinig war der einzige WM-Debütant im Turnsport Austria-Aufgebot – und man merkte dem erst 19-jährigen Wolfurter seine Nervosität an: „Zu Beginn habe ich mich sehr gut gefühlt. Nach einem mit nur leichten Unsicherheiten gut durchgeturnten Barren bin ich leider bei jeder der folgenden drei Küren je einmal gestürzt.“ Insbesondere am Reck kostete den an diesem Gerät amtierenden Staatsmeister ein nach einer hohen Landung abgesessener Dreifachsalto-Abgang ein Ergebnis im vorderen Feld.

Alle Detail-Informationen zur Turn-WM 2018

Ringe-Ergebnis (vor Top-8-Finale)

Team-Ergebnis (vor Top-8-Finale)



26/10/18

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