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Ist E-Sport ein echter Sport oder nicht?

Ist E-Sport ein echter Sport oder nicht?

Der BSO-"Sport Austria Summit" 2019 widmete sich diesem Thema.

Wer sich heute über „E-Sport“ („mit anderen um die Wette am Computer spielen“) informiert, könnte zur Auffassung gelangen, dass es sich um einen normalen und anerkannten Sport handelt.

Viele Medien berichten im Sportteil. Die deutsche Regierung hat "E-Sport = Sport" im Koalitionsabkommen verankert. Ein eigener 24h-E-Sport-TV-Sender firmiert als Sportkanal. Es gibt bereits eine österreichische E-Fußball-Bundesliga. Große Sport-Sponsoren springen auf usw. usf.

Ist das im Sinne des konventionellen Sports?

Die jährliche „Sport Austria Summit“-Expertentagung der Bundes-Sportorganisation widmete sich dem Thema E-Sport am ganztägig. BSO-Präsident Rudolf Hundstorfer betonte in seinen einleitenden Worten vor Gästen aus dem E-Sport und Vertretern von rund 60 heimischen Sportverbänden, dass sich der organisierte Sport neuen gesellschaftlichen Entwicklungen nicht verschließen darf.

Hundstorfer hielt gemeinsam mit seinem moderierenden BSO-Vizepräsidenten Michael Eschlböck außerdem fest, dass E-Sport immer wichtiger würde und viele Gemeinsamkeiten mit dem klassischen Sport bestünden. Dass eine milliardenschwere Industrie dahintersteht und das IOC eine olympische Perspektive in Aussicht stellt. Dass es international schon viele Beispiele gibt, wie E-Sport gut in bestehende Sportstrukturen integriert wird. Dass also auch die BSO und der österreichische Sport aufgefordert sind, hier Wege der Zusammenarbeit und des Miteinanders zu finden, eine Integration anzustreben.

Es folgten gut gemachte Präsentationen der Verantwortlichen des österreichischen E-Sportverbandes, die einen Laien vielleicht sogar überzeugt hätten. In der anschließenden ersten Diskussionsrunde des „Sport Austria Summit 2019“ wurden von E-Sport-Journalisten zuerst gezielt positive Fragen über Potenziale und Umsatzzahlen gestellt.

Turnsport Austria-Generalsekretär Robert Labner kippte dann jedoch den Diskussionstrend mit seiner Frage: Wie denn der E-Sport dazu steht, dass die Welt-Gesundheits-Organisation übermäßiges Computerspielen kürzlich als Krankheit („Gaming Disorder“) eingestuft hat. Darauf gab es keine bessere Antwort als, dass die WHO „etwas schwammig formuliert“ habe…

Teil oder Konkurrenz des Sports?

Im Verlauf bzw. am Ende der Tagung, die jedenfalls sehr gut über „E-Sport“ informierte (u.a. aus erster Hand eines DOSB-Gastreferenten darüber, dass der Deutsche Olympische Sportbund die „E-Sport ist Sport“-Zuordnung der Dt. Bundesregierung inhaltlich wie strukturell offiziell klar ablehnt, ebenso den Begriff an sich und anstelle dessen besser von „E-Gaming“ spricht) gab es zwei besonders interessante Erkenntnisse:

1. Im Rahmen eines Vortrages über rechtliche Rahmenbedingungen wurden die Anwesenden mit Bildunterstützung über ihre persönlichen Einschätzungen gefragt, ob etwas Sport sei – oder nicht: Beim E-Sport zeigten nur die Gäste aus dem E-Sport auf, sonst niemand. Bei Schach (schon vor vielen Jahren in die BSO aufgenommen, eventuell ein historischer Fehler) allerdings de facto gar niemand. Und bei einem Formel-1-Bild (Motorsport ist kein Teil der BSO) waren rund ein Drittel der Hände oben.

2. Am Ende des „Sport Austria Summit“ sprach BSO-Präsident Hundstorfer dann zusammenfassend vom E-Sport erstmals als „unserer Konkurrenz“.

Das ist wohl auch so. Denn der Sport will als eines seiner grundlegenden Ziele erreichen, dass sich die Menschen mehr bewegen, gesünder leben und weniger vor dem Computer sitzen. Oder jedenfalls, dass der zunehmende – nicht zuletzt durch unser aller Tätigkeit vor den Bildschirmen ausgelöste – krankheitsfördernde Bewegungsmangel mit Sport kompensiert wird. Die Sportvereine und -verbände wollen besonders die Kinder und Jugendlichen weniger vor dem Fernseher, an der Konsole oder mit dem Tablet beschäftigt wissen, als vielmehr, in der Turnhalle, auf dem Tennisplatz usw.

P.S.: Die Definition von „Sport“ in den Statuten der BSO:

„Unter Sport werden motorische Aktivitäten verstanden, die körperliche Fertigkeiten und Anstrengungen verlangen und die wettkampfmäßig in Interaktion mit anderen Personen betrieben werden können oder gemeinsam oder alleine aus dem Motiv von Spaß und Freude oder mit gesundheitsfördernder Zielsetzung ausgeübt werden. Die Ausübung der Sportart setzt eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität der Person voraus. Die eigenmotorische Aktivität liegt insbesondere nicht bei Denkspielen, Bastel- und Modellbautätigkeit, Zucht von Tieren, Dressur von Tieren ohne Einbeziehung der Bewegung des Menschen und Bewältigung technischen Geräts ohne Einbeziehung der Bewegung des Menschen vor. Charakteristisch für die sportliche Praxis ist das Streben nach technischem Können, nach Leistung und nach Leistungsvergleich im geregelten Wettkampf bzw. nach gesundheitsförderndem Ausgleich durch körperliche Bewegung.“



30/05/19

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