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Österreichs Turnerinnen bei der WM auf Platz 27: "Das Beste aus einer verfahrenen Situation heraus geholt!"

Österreichs Turnerinnen bei der WM in Doha

In massiv ersatzgeschwächter Aufstellung präsentierten sich Österreichs Kunstturnerinnen bei der Team-Weltmeisterschaft in Doha beeindruckend stark. Trotz dreier verletzter Spitzenleistungsträgerinnen, die im Normalfall das Ergebnis bestimmt hätten, gelang im Feld aus 68 Nationen der 27. Gesamtrang. Das war sogar für das Team selbst eine positive Überraschung.

Turnsport Austria-Sportdirektorin Eva Pöttschacher: „Wir hatten schon überlegt, ob wir unsere Team-Teilnahme überhaupt absagen sollen. Dann entschieden wir, drei WM-Debütantinnen eine Chance zu geben. Sie haben diese ambitioniert genützt – und wir hätten beinahe noch unser ursprüngliches Ziel Top 24 erreicht.“

Eine Team-Platzierung unter den besten 24 hätte bei der WM 2019 erneut den Start eines Teams und dadurch eine etwas bessere Ausgangsposition in der Olympia-Qualifikation geschaffen. Das war der damaligen Turnsport Austria-Auswahl vor vier Jahren auf Platz 22 erstmals gelungen. Der heutige 27. WM-Rang ist nach jenem aus 2014 und infolge dem 23. in 2015 der drittbeste österreichische seit 35 Jahren. Bezieht man die seit den 1980ern verdoppelte Anzahl der teilnehmenden Länder mit ein, dann ist Österreichs WM-Frauen-Team-Platzierung 2018 die drittbeste überhaupt.

Die Ausgangslage für Österreichs Turnerinnen in Doha war sehr schwierig: Mehrkampf-Staatsmeisterin Marlies Männersdorfer (V) musste wegen eines verletzten Ellbogens auf die WM verzichten. Bei Vizestaatsmeister Jasmin Mader (T) grenzte es an ein medizinisches Wunder, dass sie – mit einem angebrochenen Mittelfuß samt Bänderabrissen fünf Wochen zuvor – zumindest ein stark abgespecktes Kürprogramm beitragen konnte. Elisa Hämmerle (V), vor einem Monat noch Weltcup-Bronzemedaillengewinnerin, musste verletzungsfolgenbedingt ihren Schwebebalken- und Stufenbarren-Schwierigkeitswert reduzieren, auf Sprung und Boden ganz verzichten.

Die drei WM-Debütantinnen Bianca Frysak (W), Christina Meixner (T) und Alissa Mörz (nun mit erst 16 Jahren die erste burgenländische WM-Turnerin der Geschichte) trugen deshalb deutlich mehr Küren zu Österreichs Gesamtergebnis in Katar bei (drei Übungen pro Gerät in der Wertung), als ursprünglich geplant. Frysak und Mörz gelang dies im Rahmen des persönlich bereits Möglichen nahezu optimal. Meixner zollte mit Patzern am Schwebebalken und beim Doppelbücksalto am Boden ihrer Nervosität Tribut.

Österreichs belgischer Nationaltrainer Dirk van Meldert: „Unsere Turnerinnen verdienen hohen Respekt für ihre Leistung.“

Turnsport Austria-Sportdirektorin Eva Pöttschacher: „Ich gratuliere dem gesamten Team zur mentalen Stärke und seinem Kampfgeist. Wir haben eine sehr ruhige, konzentrierte Vorbereitung durchgeführt, obwohl es bis zum letzten Tag nicht sicher war, ob Jasmin und Elisa wettkampffit sein würden. Die beiden haben in Doha zwei Wochen lang mehr Zeit mit den Physiotherapeuten verbracht, als mit dem Training, um überhaupt starten zu können.“

Die USA führen hauptsächlich dank der nach einem Jahr Pause zurück gekehrten Olympiasiegerin Simone Biles das Turnerinnen-Qualifikationsfeld überlegen vor Russland und China an. Ab nun bis kommenden Samstag laufen – leider ohne österreichische Beteiligung – bei der WM in Doha die Finalwettkämpfe. Medaillen-Entscheidungen fallen in allen 14 olympischen Kunstturn-Bewerben – vor einer bislang seltsamen Kulisse mit deutlich mehr internationalen Medienvertretern als zahlenden Zusehern: Als einzige gefüllt ist in Doha die Pressetribüne.

Die WM aus der Sicht der österreichischen Turnerinnen:

Jasmin Mader: „Vor fünf Wochen hat mir der Arzt eine sechs- bis achtwöchige Trainingspause verordnet. Es war gut, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen und diese Diagnose ignoriert habe. Denn statt mit einer Schiene zuhause zu sitzen, habe ich jetzt doch, wenn auch mit Schmerzen und nur dank optimaler Physiotherapie, das Team unterstützen können. Am Sprung und Stufenbarren war ich sogar unsere Nr. 1, hätte aber gerne gezeigt, was ich wirklich kann.“

Elisa Hämmerle: „Mein WM-Comeback nach drei Jahren Unterbrechung hätte ich mir etwas anders gewünscht. Nach einem nicht gefangenem Flugteil am Stufenbarren war ich richtig perplex, hier plötzlich auf dem Boden zu liegen. Denn dieses Element gelingt mir sonst immer sicher, ich weiß nicht, was da los war. Beim zweiten Versuch ging es dann auch problemlos, aber die Punkte waren schon weg. Am Schwebebalken konnte ich wegen meines Fußproblems nicht meine volle Schwierigkeit turnen. Die gezeigte Kür war sehr gut, hatte eine hohe Ausführungsnote, lag aber insgesamt deutlich unter meinem derzeitigen Maximum.“

Bianca Frysak: „Mein Stufenbarren hätte noch eine Spur besser sein können. Aber Sprung und vor allem der Boden, bei dem ich meine bis jetzt höchste Wertung erhalten habe, sind optimal gelungen. Ich bin daher mit mir und meiner Leistung zufrieden. Als Team haben wir angesichts der Umstände wohl das Optimum heraus geholt. Wir haben immer zusammengehalten.“

Alissa Mörz: „Mir sind alle drei Geräte ausgezeichnet gelungen. Meine erste WM war für mich eine wichtige und sehr positive Erfahrung. Ich weiß aber, dass ich in den nächsten Jahren noch viel dazulernen muss.“

Christina Meixner: „Ich muss zugeben, dass ich bei meiner ersten WM, sie war gleichzeitig mein erster wirklich großer internationaler Wettkampf, sehr nervös war. Wahrscheinlich sind mir deshalb ausgerechnet am Boden und Schwebebalken, meinen Stärken, die Fehler passiert. Schade, obwohl ich stolz bin, es bis hierher geschafft zu haben und Teil dieses tollen Teams sein zu dürfen.“

Alle Detail-Informationen zur Turn-WM 2018



28/10/18

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